The lost Story, Kapitel 5
In Berlin ging es um die Sicherheit anderer Menschen. Allerdings nicht in der
Form, daß man anderen davon erzählen wollen würde.
Sie gaben mir von Anfang an das Gefühl, daß ich nicht wie die vielen anderen
Menschen bin. Mein Lebenslauf, meine Persönlichkeit und selbst meine
körperlichen Einschränkungen würden mich zu einem geeigneten Kandidaten machen.
Zum ersten mal in meinem Leben sagte man mir, meine Behinderung sei auch ein
Vorteil.
Die Menschen würden mich sicher immer falsch einschätzen. Mich unterschätzen.
Wenn sie mich sehen, sofort Vorurteile im Kopf haben. Das könne man aber auch
als Vorteil nutzen.
Mein Lebenslauf würde zeigen, daß ich vieles könnte.
Sie verglichen mich mit einem Raubtier, daß unbemerkt herumschleicht weil
niemand mich ernst nehmen würde. Bis zu dem Moment, wenn ich hervorspringe
und alle überrasche.
Mein soziales Verhalten würde zeigen, daß ich mich nicht durch andere
beeinflussen oder manipulieren lassen würde. Ich hätte wohl andere Prioritäten.
Ich sagte ihnen, daß ich das Gefühl hätte, daß sie genau das versuchten. Mich
durch dieses Gerede zu manipulieren. Da sie wohl der Meinung waren, daß dieses
Manipulieren nötig sei, sollte ich wohl lieber verzichten. Ihr Konter, genau
deswegen würden sie mir den Job jetzt anbieten. Ich solle es mir überlegen.
Ich war unsicher, ob ich wirklich wollte. Es war von Anfang an klar, daß ist
kein Job wie jeder andere. Aber es machte mir auch Angst, nicht zu wissen was
mich erwartet.
Aber es war auch eine Möglichkeit. Vielleicht sollte dies mein Weg sein. Sie
wollten nicht andere, die sicher gerne so einen Job gehabt hätten. Sie wollten
mich.
Sie haben mich getestet, andere aussortiert. Sie sind der Meinung, ich bin
geeignet. Zudem war die Bezahlung wirklich gut. Man gab ein paar private
Freiheiten auf, aber es war kein Problem für mich.
Was auch immer mich erwarten würde, ich habe es angenommen.
Aber mein Leben wurde nicht einfacher.
Einen derartigen Arbeitgeber zu haben, hat auch Vorteile. Wohnungssuche,
Umzug und andere Dinge des täglichen Lebens, man bekam Unterstützung. Die
Firma kümmerte sich darum.
Als Gegenleistung musste man auch sein Privatleben offen legen.
Am Anfang gab es alle möglichen Schulungen. Da war nichts mit Easy Life.
Ein halbes Jahr, bevor es ernst wurde. Eine sehr intensive Zeit, nicht immer
leicht und anders als alles was ich vorher kennen lernte. Man merkte schnell,
dies ist kein normales Leben, wie man es sich sonst vorstellt.
Aber würde es zu mir passen?
Der Job selbst war interessant. Mit Daten jonglieren und auswerten konnte
ich ja. Hier ging es um mehr. Um Menschen, um Situationen, Geographie und
viele andere Dinge, welche zu berücksichtigen sind. Das war kein Job, wo man
am Ende des Arbeitstages die Arbeit liegen lässt. Sie lies einen nicht los.
Privatleben hatte ich nicht wirklich. Aber mit den Kollegen hatte man dann
schnell eine besondere Verbindung. Auf der Ebene der Arbeit, als Team.
Ich gehörte dazu, ein kleiner Teil des Ganzen. In einem Umfeld um das mich
andere wohl beneiden würden. Doch es wurde viel gefordert. Da wurde einem
nichts geschenkt. Und man trug Verantwortung.
Nach den ersten Erfahrungen im Job dann das erste mal Aussendienst.
Jemand wie ich sortiert Informationen, wertet sie aus und verknüpft sie um
Aussagen und Prognosen zu machen. Aber auch um verdächtiges zu erkennen.
Vor Ort ist dies natürlich direkter und schneller möglich.
Dazu gehörte dann auch, die Räume mit der ganzen Ausrüstung mal zu verlassen
um eine Sittuation, Menschmengen oder anderes direkt zu beobachten. Je mehr
Augen und Gehirne, um das gesehende zu verarbeiten, umso besser.
Damals war es mit Gesichtserkennung und KI noch nicht soweit. Damals brauchte
man den Mensch.
So saßen wir nicht nur an unseren Computern und Co. sondern waren auch mal
direkt am Ort des Geschehens.
Ich stand in einem großen Luxushottel in der Lobby. In einer Ecke an der Wand.
Die Menschen beobachten. Allerdings gab es etwas besonderes. Ich wurde im
Umgang mit Schusswaffen geschult. Wir gehörten zur Abteilung und es wurde
einfach erwartet, daß wir mit Waffen umgehen können. Zudem waren wir vor Ort
und sollten die Möglichkeit haben im Falle eines Falles eingreifen zu können.
Es war zu unserem Schutz aber auch zum Schutz all der anderen Menschen. So wie
andere Schulungen, zur Verteidigung und um Angreifer überwältigen zu können.
Es war das erste mal, daß ich eine Waffe in der Öffentlichkeit trug. Sie war
verdeckt, niemand sah sie. Aber ich wusste, sie war da. Und notfalls hätte ich
sie benutzen müßen. Ich fühlte mich nicht gut.
Nichts ist passiert, es war eher langweilig. Der Bereichsleiter war zufrieden
mit mir. Es war mein erstes mal und er hätte mich im Auge behalten. Ich hätte
mich zurück gehalten aber wäre immer aufmerksam gewesen.
Später schickten sie mich, zusammen mit anderen, in die USA. Washington, es
gefiel mir dort nicht. Nun, wir waren nicht als Touristen da. Trotzdem haben
wir natürlich dies und das angesehen. Aber die Menschen, sie waren so "kalt".
Amerikaner sind höflich und gastfreundlich? Kann ich nicht bestätigen. Einige,
ja. Aber die Masse, nein.
Es ging dann auch noch nach New York. Sitz der UNO und andere. New York war
auch nicht schön. So viele Menschen auf engen Raum. So viele, die nach Aussen
hin nett und freundlich sind aber später im privaten ihre andere Seite zeigen.
Diese Falschheit, diese menschlichen Fassaden, überall anzutreffen. Schrecklich.
Als Behinderter in Amerika, ich habe Mitleid mit dennen dort. Sie haben mich
oft wie Dreck behandelt wenn sie meine Behinderung bemerkten. Ohne die
Unterstützung meiner Kollegen hätte ich das wohl nicht wegstecken können.
Zurück in Deutschland wurde es ernst.
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