The lost Story, Kapitel 8
Die Zeit nach Berlin war nicht so einfach für mich.
Die Reisen und andere Ereignisse brachten Abwechslung und auch immer wieder
etwas Schwung in mein Leben. Aber das Gefühl, daß es alles keinen wirklichen
Sinn macht, war immer vorhanden.
Wenn man die anderen Menschen sah, was sie hatten, mit Familie und allem drum
und dran, ergab mein Leben keinen wirklichen Sinn. Die anderen hatten Ziele,
eine Linie etwas was sie verfolgen. Mein Leben sah wie ein zusammengewürfeltes
Etwas aus. Nichts davon blieb, oder fast nichts.
Ich hatte noch Kontakte zu Leuten aus meiner Zeit in Bonn und in Berlin. Von
davor eigentlich nicht mehr. Die Frage, wo gehöre ich eigentlich hin, sie
blieb unbeantwortet.
Die Welt, sie bot soviele Fragen und soviele Rätsel. Damit wollte ich mich
beschäftigen.
Doch ein großes Rätsel, welches sich mir bisher nicht erschloss, sollte mich
bald beschäftigen.
Der Winter ging und der Frühling zeigte sich. Das Wetter war schön, der Himmel
blau und die Sonne strahlte.
Wie vielen anderen wohl auch, fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich wollte Raus.
Am Park in der Stadt standen Bänke und ein paar Tische mit Stühlen. Ich hatte
meinen Rucksack mit Laptop dabei. Ich setze mich an eine der freien Tische.
An meinem Rucksack hing ein Souvenir aus Südkorea. Eine zweiseitige Trommel, wie
man sie auch aus Japan kennt, in den koreanischen Farben. Sehr detailiert mit
Bespannung und allem was dazu gehört. Es gefiel mir, sie schenkten es mir.
Seit dem begleitete es mich und wurde vielleicht zu einem Glücksbringer.
Denn zu dieser Zeit und an diesem Ort lernte ich meine zukünftige Frau und die
Liebe meines Lebens kennen.
Doch ganz so einfach war es dann doch nicht.
Als ich an meinem Tisch saß und meinen Laptop heraus holte, um mir noch einige
Dinge anzusehen und daran zu arbeiten, sah ich zwei Frauen an einem Tisch etwas
weiter entfernt. Als ich zu ihnen schaute sah ich wie sie zu mir schaute und
dann aber ganz verlegen wieder zu ihrer Freundin. Ich dachte mir nichts dabei,
so ein Verhalten war mir nicht neu. Doch im Augenwinkel bemerkte ich, daß sie
wieder zu mir schaute. Dann das selbe wie vorher. Ich schaute zu ihr, sie
schaute weg. Ich fand es niedlich und sie war eine junge wunderschöne Frau.
vielleicht wollte ich sie provozieren oder einfach nur eine Reaktion von ihr.
Ich schaute sie dann ganz bewust und innig an. Als sie dann wieder zu mir
schauen wollte, trafen sich unsere Blicke. Wir schauten uns beide an. Wir
spielten etwas mit unserer Mimik und Kopfhaltung. Irgendwann mussten wir
dann beide lachen.
Sie kam dann zu mir und setzte sich zu mir. Wir unterhielten uns, nichts
wirklich besonderes. Zumindest die Worte waren nichts besonderes. Es lag so
eine Energie in der Luft. So eine besondere Wärme. Als ob alles um uns herum
nicht mehr wichtig war.
Man spricht oft von der Liebe auf den ersten Blick. Wenn es sich im ersten
Moment des aufeinandertreffen entscheidet ob es Liebe wird oder nicht.
Dabei begleitet uns die Unliebe auf den ersten Blick doch täglich. Doch
davon spricht keiner, wenn man die Liebe erfahren hat.
Ich wollte sie weiter kennen lernen und lud sie deshalb zum Essen ein.
Ganz unverfänglich und ohne Hintergedanken, sagte ich ihr. Ich kam mir dumm
vor, daß ich das auch noch betonte. Ich hatte mit solchen Sachen eben keine
Erfahrung. Sie würde sich darauf freuen. Wir tauschten dann unsere Daten aus.
Telefonnummer und sogar unsere Adressen, für den Fall das. Keine Ahnung, was
sie damit meinte.
Wir verabredeten uns und es wurde ein wunderschöner Abend. Sie hatten uns
erst aus dem Restaurant geschmissen, als sie schliessen mussten. Ich fuhr
sie nach Hause. Ich müsste nicht, sagte sie. Doch ich musste, wie hätte ich
ruhig schlafen können wenn ich nicht sicher sei, daß sie wohlbehalten zuhause
angekommen ist. Ich durfte sie dann nach Hause bringen. Bei ihr zuhause standen
wir dann vor dem Haus. Noch eine ganze Weile. Als ob wir uns nicht verabschieden
wollten.
Wäre es ein romantischer Liebesfilm, es wäre wohl der Moment wo wir uns geküsst
hätten. So war es aber nicht. Und rückblickend, es war gut so. Denn so jemanden
wollte sie nicht.
Als es soweit war, daß sie aussteigen wollte, stieg ich aus und öffnete ihr die
Tür. Natürlich geht man vorne herum ums Auto, so kann man sich im Auge behalten.
Sie ging zum Haus und ich blieb am Auto stehen und schaute ihr nach. Als sie die
Tür öffnete schaute sie zu mir. Wir sahen uns wieder an und sie lächelte. Wir
winkten uns zu und sie ging ins Haus.
Auch wenn ich es so nicht kannte, ich wusste, daß was ich da fühlte ist Liebe.
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