The lost Story, Kapitel 12
In so einem Moment gibt es eigentlich sehr viele kleine Momente. Das Schreien
des Kindes, sie zum ersten mal zu sehen. Wenn man das Kind dann im Arm hält und
es einen mit diesem ich-glaub-den-kenne-ich-Blick ansieht. Und die Mutter, daß
sie wohlauf ist.
Die Frage, ob ich bei der Geburt dabei sein will oder nicht, die stellte sich
nie. Die Frage hat wirklich keiner von uns je gestellt. Ich kann es mir auch
nicht vorstellen, irgendwo abseits darauf zu warten, daß jemand kommt und sagt,
man sei nun Vater. Nein, der Vater sollte bei der Geburt an der Seite der Mutter
sein und ihr beistehen. Den Moment wenn das Kind dann kommt, den muß man mit
erleben. Ich glaube, alles andere ist irgenwie nicht richtig.
Ich werde aber zwei Momente als ganz besonders in Erinnerung behalten. Als ich
unsere Tochter das erste mal im Arm hielt. Es war nicht der Stolz auf sie, nicht
die Freude über sie es war zusättzlich noch etwas anderes. Die innere Ruhe,
welche sich breit machte aber eben dieses Gefühl sie ist ein Teil von mir.
Ich weiß nicht ob es da biologische Prozesse gibt, Pheromone oder so etwas,
aber man spürt, sie ist ein Teil von mir, so vertraut und noch soviel mehr. Es
war ein wundervoller Moment, voller Wunder. Es gab keine Zweifel und keine
Fragen mehr, ich hätte meine Tochter nie alleine gelassen.
Und der Moment, direkt nach der Geburt. Als mein Engel verschwitzt und fertig
da lag. Manche würden sagen, sie hätte sicher keinen Schönheitswettbewerb
gewonnen. Doch, genau das hätte sie und zwar jeden einzelnen. In dem Moment, wo
sie zum erstenmal unsere Tochter im Arm hielt, es war so wunderschön. Sie war so
wunderschön. Diesen Moment als ich sie so sah und sie wirklich wunderschön war,
mit ihrem Strahlen und ihrem Lächeln, diesen Moment werde ich nie vergessen.
So ein Moment, er sollte am besten nie zu Ende gehen.
Der Name unserer Tochter. Schon vor einiger Zeit sagte ich ihr, als es mal
Thema zwischen uns war, das ich meine Tochter gerne so nennen würde.
Sie machte dann den Vorschlag, unsere Tochter solle Alexandra heissen. Ob
ich damit einverstanden sei. Ja, daß war ich.
Es gibt dann noch so Formalitäten, die Geburtsurkunde. Wir waren zu dem
Zeitpunkt noch nicht verheiratet, etwas was wir auf später verschoben hatten.
Vielleicht hatte mich deshalb niemand gefragt und es war alleine Sache der
Mutter. Oder es gab da keine Fragen. Sie sagte später dazu, die hätten doch
gesehen wie ich mich verhalten hätte. Die hatten bestimmt keine Zweifel, wer
der Vater war. Und sie wäre froh gewesen, daß ich bei ihr war.
Ja, ich war ihr Vater. Und ja, auch biologisch.
Das ist eine Tatsache, es ist sicher.
Aber als ich die Urkunde sah, sie schaute mich sehr intensiv an. Ihr Gesicht
war star. Ich küsste sie nur und sagte zu ihr, unsere Tochter.
Doch sie blieb sehr ernst. Wenn ich einen Test möchte könnten wir einen machen.
Sie sagte, wir sollten einen Test machen um alle Fragen auszuräumen.
Ich brauchte keinen Test. Ich hatte keine Zweifel mehr.
Es gab später Leute, die wohl wirklich gedacht haben, sie hätte mich reingelegt
und mir ein Kind untergeschoben. Nein, ganz ganz ganz sicher nicht.
Es gab nichts, was darauf hindeuten würde aber alles deutete auf mich als
Vater. Später bestätigte sowohl ihre Freundin als auch ihre Eltern, sie hatte
nie etwas mit einem anderen, weder vorher noch während, sondern nur mit mir.
Es gab einfach keinen Grund für einen Test. Es hätte nur das Vertauen zwischen
uns, zu meiner Tochter und auch zu mir selbst untergraben. Wobei das Ergebnis
doch sowieso schon klar war.
Mir kam damals der Gedanke an einen Test idiotisch vor.
Wir haben damals beschlossen und es uns auch versprochen, es wird nie wieder
ein Thema sein. Wir waren eine Familie, wir hatten keine Zweifel.
Daran haben wir uns auch gehalten.
Die Wochen nach der Geburt waren stressig. Wieviele Menschen so ein kleines
Kind in trab halten kann, sowas muß man erlebt haben. Die Mutter meines Kindes
musste und sollte sich erstmal ausruhen. Ich habe viel gelernt damals. Eine
Zeit, die uns zusammengeschweisst hat.
Als dann mal sowas wie Normalität einkehrte, gab es noch etwas wichtiges zu tun.
Die Entscheidung habe ich nicht einfach so getroffen. Wegen dem Kind oder das
man es ja wieder rückgängig machen könnte. Nein, deswegen wollte ich es nicht.
Sowas macht man nicht einfach wieder rückgängig. Selbst wenn, es wird nicht
aus dem Leben gelöscht. Sowas bleibt bis zum Ende unseres Lebens. Es war eine
sehr wichtige Entscheidung. Deshalb musste ich mir sicher sein, daß es richtig
ist. Etwas was bis zum Ende unseres Lebens wirken sollte.
Der erste Gedanke war, wir alle zusammen fahren in ein Hotel. Aber etwas zu
finden, wo man mit einem kleinen schreienden Kind hin kann, war unmöglich.
Es waren dann ihre Eltern, die ich sowieso als Unterstützung brauchte, die
sagten, wir hätten so viel Stress gehabt es wäre eine gute Idee wenn wir mal
ein Wochenende nur für uns hätten. Sie würden sich um unsere Tochter kümmern.
Ich hätte gerne unsere Tochter dabei gehabt. Aber sie hatten wohl recht. Es
war etwas zwischen ihr und mir und wir sollten uns dafür wohl einen Moment nur
für uns nehmen.
Ein gutes gehobenes Hotel in der Nähe zu finden, war nicht so schwer. Sie dazu
zu bringen, ein Wochenende ohne unsere Tochter weg zu fahren, war dagegen
schwierig. Sowohl ihre Eltern als auch ich versuchten sie zu überreden. Zumal
sie ja nicht wissen sollte worum es ging. Selbst ihre Freundin unterstützte
uns obwohl sie nicht eingeweiht war. Sie willigte dann ein.
Im Hotel merkte sie vielleicht schon etwas, als sie an der Reception sagten, daß
die Hochzeitssuite für uns bereit sei. Sie schaute mich an und ich zuckte nur
mit den Schultern. Sie schüttelte mit einem Lächeln den Kopf.
Uns dann zu entspannen war wirklich nicht einfach. Tatsächlich vermissten wir
beide unser schreiendes kleines Etwas. Ich weiß nicht wie oft wir an dem
Samstagnachmittag bei ihren Eltern angerufen haben um zu hören ob mit unserer
Kleinen alles in Ordnung ist. Wir waren extra nicht so weit weg gefahren um
schnell wieder zurück sein zu können, wenn etwas ist.
Irgendwann waren ihre Eltern wohl genervt, sie wüssten schon wie man auf ein
kleines Kind aufpasst und wenn was wäre würden sie sich schon melden. Wir
sollten uns entspannen und das Wochenende geniesen.
Bis zum Abendessen haben wir es tatsächlich geschaft nicht in jedem zweiten
Satz unsere Tochter zu erwähnen. Wir haben uns wieder auf uns konzentriert.
Das Essen war wirklich gut und wir hatten es wirklich genossen mal wieder
Zeit für uns zu haben.
Als der Tisch leerer war und das Dessert kam, stellte ich eine kleine Kiste
auf den Tisch. Sie schaute mich nur fragend an.
Ich sagte dann, daß wir schon das eine und andere überstanden hätten und die
letzte Zeit sehr stressig war. Das deswegen einige Dinge nicht die Priorität
gehabt hätten, die sie eigentlich haben sollten. Sie hätte mir ein wunderbares
Kind geschenkt und sie sei eine so wunderbare Frau. Aber ich hätte lange
darüber nachgedacht, vielleicht zu lange, mit wem ich mein Leben verbringen
will, mit wem ich alt werden will und wer die Liebe meines Lebens sei.
Ich öffnete dann die Kiste in der eine Schatulle war. Als ich die Schatulle
heraus nahm, sagte ich, auf all die Fragen gebe es nur eine Antwort.
Ich öffnete die Schatulle, ein Ring kam zum vorschein. Würdest du mir die
Ehre erweisen, all das für mich zu sein und meine Ehefrau zu werden, fragte
ich sie dann.
Ich war wohl davon ausgegegangen, daß sie sowas bereits erwartet hätte. Aber
sie schaute dann doch etwas überrascht. Vielleicht wurde ich dadurch etwas
unsicher. Ich sagte dann, ich hätte sie etwas überrumpelt und wenn sie etwas
Zeit bräuchte, aber sie unterbrach mich dann. Die Antwort kenne sie schon
seit einiger Zeit, sagte sie, und die laute, ja sie will.
Sie hatte dabei nicht nur ein Lächeln im Gesicht, sie strahlte, da würde
selbst die Sonne kapitulieren.
Ich trinke zwar kein Alkohol, aus verschiedenen Gründen, aber es war ein guter
Grund es doch zu tun. Wir haben es noch gefeiert.
Sie rief noch ihre Eltern an, ich meinte es wäre etwas spät dafür. Aber sie
wollte unbedingt. Natürlich war die erste Frage, wie es unserer Kleinen ging.
Ich weiß nicht was ihre Eltern davon hielten, aber sie fragte ihre Eltern dann,
ob sie wissen wollten, was bei uns passiert wäre. Ihre Eltern wussten ja, worum
es ging aber sie taten dann wohl so, als ob sie nichts wüssten. Sie sagte
ihnen dann, dabei richtig glücklich, daß ich sie gefragt hätte. Dann direkt
danach sagte sie, etwas überrascht und schokiert, natürlich hätte sie ja
gesagt. Da musste ich dann lachen. Worauf sie dann wieder fröhlich sagte,
ihre Eltern würden sich auch freuen. Ich rief dann noch ins Telefon, sie
sollten unserer Tochter nichts davon sagen. Darauf sie, ja, daß machen wir
lieber selber.
Ob unsere Tochter überhaupt verstand worum es ging. Ich denke schon, daß sie
spürte um was es ging.
Wir waren glücklich und die Welt war in Ordnung. Egal welche Probleme auch
auftauchten, die Welt war für uns schön. Jeder sollte es wissen, sie hat Ja
gesagt. Dieses Glücksgefühl damals, unbeschreiblich.
Aufgrund unserer Situation wollten wir vernünftig sein. Wir machten also nichts
großes.
Trotzdem, ein paar Akzente mussten schon sein. Ich mietete ein Limousine. Statt
in einem Hochzeitskonvoi eine große Limousine. Gut, es wurde dann doch noch mehr.
Wir hatten es uns eigentlich ruhig vorgstellt. Als wir ins Standesamt gingen,
war es das auch. Da war der Moment, wenn es offiziell ist, wir gehören einander.
Sie und ich, ganz offiziell, keine Zweifel mehr. Es fühlte sich so gut an.
Als wir heraus gingen erwartete uns ein Meute und laute Rufe. Nein, daß war so
nicht geplant. Zumindest nicht von uns. Denn jemand hatte wohl Sekt, Wein und
Bier in entsprechender Menge mitgebracht. Ich weiß nicht, wieviele es waren.
Aber mehr als die zehn Leute, wohl eher 20 bis 30. Sie standen überall.
Mein Engel war auch verwundert. Haben die jetzt die Feier hierher verlegt,
fragte sie. Nein, eben nicht, es waren andere Leute, die gekommen sind weil sie
uns gratulieren wollten. Oder auch neugierig waren, oder ... . Die offizielle
Feier, da waren gute Freunde und Verwandte eingeladen. Doch hier waren zB
Arbeitskollegen, Leute die meinen Engel kannten aber auch Leute die ich lange
nicht mehr gesehen hatte und die gehört hatten, daß wir heiraten. Sie sind
einfach gekommen um uns zu gratulieren. Vielleicht auch Leute, die zufällig
vor Ort waren und sich unter die Menge gemischt haben. Egal, die Stimmung
war gut, niemand hat sich beschwert, daß wir da den Vorplatz und so weiter
belegten. Selbst der Fahrer der Limousine blieb ganz cool, wir hatten ja auch ein
entsprechendes Zeitfenster gebucht. Da war also keine Eile. Aber die anderen
Gäste warteten auf die Eherengäste, also uns. Wir haben uns aber 15 bis 30 Minuten
genommen. Bis das "Signal" kam, wenn wir noch was von der Torte haben wollten
sollten wir uns besser beeilen.
Als wir abzogen, gabs doch noch, zumindest zeitweise, einen Hochzeitscorso.
Ich weiß nicht ob das Gehupe sein musste, vermutlich schon. Aber vielleicht
hatten wir deshalb dann Zeitlang eine Polizeieskorte. Nein, war wohl Zufall,
daß die den selben Weg fuhren, bis zu unserer Feier. Es passte aber einfach so,
als wir, mit dem Polizeiwagen vor und hinter uns, ankamen. Was war den am
Standesamt los, daß ihr eine Polizeieskorte hattet, kam dann natürlich die Frage.
Auch für den Rest des Tages war die Stimmung einfach unbeschreiblich. Selbst
das mein Engel sich trotzallem um unsere Tochter kümmern wollte. Ich dann immer,
nein nein, bleib hier. Als ihre Eltern, welche sich um unsere Tochter kümmerten,
dann zu meinem Engel sagten, was sie da machen würde, sie solle zurück, sie sei
die Braut bei der Feier. Es sei aber doch ihre Tochter, meinte mein Engel, ja
und unsere Tochter will, daß wir den Tag feiern und nicht ihre vollen Windeln
wechseln. Woher ich den wisse, was unsere Tochter wollte, fragte sie. Nun, ein
"strenger" Blick, ich habe es zumindest versucht, und sie gab ein, ja ihr habt
ja recht, von sich. Doch, sie hat sich amüsiert, wir waren beide glücklich.
Es war ein wundervoler Tag. Alles passte, alles hat sich so gut entwickelt.
Selbst die Zufälle unterstrichen nochmal die Besonderheit dieses Tages. Kein
Streit, kein Chaos, keine Katastrophe alles war perfekt.
Andere planen alles bis ins Detail und geben große Summen dafür aus.
Nein, ganz ehrlich, gerade das Ungeplante machte es alles zu einem besonderen
Tag, sowas kann man nicht kaufen. Es war eben kein "Schauspiel", es war echt,
es war herzlich und voller Freude und Zuneigung. Einfach einzigartig und nicht
bezahlbar. Sowas kann man nicht erzwingen.
Unsere Tochter, natürlich war sie dabei. Mit im Standesamt. Und natürlich wollten
viele Leute sie sehen. Es kann dann schnell zuviel für ein kleines Kind werden.
Wir haben also schon darauf geachtet, daß es nicht zu viel und zu aufdränglich
wird. Die Leute hatten auch Verständnis dafür. Und unsere Tochter? Sie hat nicht
geschrien sondern die Leute angelacht. Ich glaube, wenn es ihr zuviel wurde hat
sie einfach geschlafen. Ich hatte noch zu meinem Engel gesagt, daß hätte unsere
Tochter von ihr. Einfach schlafen, egal was um einen herum los ist. Wir hatten
aber auch eine ruhige Ecke, wo unsere Tochter in Ruhe schlafen konnte. Sie wurde
bestimmt von den ganzen Eindrücken überrannt, da brauchte sie auch mal etwas
Ruhe.
Dann gab es natürlich Reden. Nicht jede Rede fand ich passend. Meine war nicht
so gut. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, daß wir zwei heirateten, aber musste
man das extra erwähnen? Vielleicht ja.
Was lange währt, wird endlich gut.
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