Es ist Donnerstagabend und Ivie ist nicht zur Schule. Sie schwänzt? Nein, gestern war nicht nur ihr Geburtstag sondern auch ihre erste Prüfung. Natürlich hat sie bestanden, ich habe da nicht dran gezweifelt, aber sie. Ich habe es so oft gesagt: Sie ist nicht dumm. Aber sie wurde leicht nervös und das kann einem natürlich zu schaffen machen. Aber bleiben wir mal dabei und gehen zu Dienstagabend zurück. Ich hatte sie ja abgeholt und Zitat ihrer Fahrlehrerin: "Reste? Welche Reste?", alles weg. Ein Teil im Kühlschrank der Fahrschule ein anderer noch als Verpflegung für den Nachhauseweg. Wir hatten schon befürchtet, Ivie hätte zuviel gemacht und wir hätten das alles essen müssen. Aber so war es doch schön, wurde gut angenommen und alle haben sich gefreut. Besonders Ivie. Vielleicht ist jetzt auch klar, warum sie das machte. Wegen der Prüfung wäre sie am Donnerstag, also heute, nicht mehr in der Schule. Also hatte sie am Dienstag was machen wollen, als Abschied und weil sie ja Geburtstag hat. Am Dienstag waren alle gut drauf. Ja, und etwas wurde gesagt: Sie würden uns vermissen, wir wären ein so schönes Paar. Man kennt ja den Ausspruch "über alle vier Backen strahlen", nun bei Ivie traf das wohl da zu. Sie war zufrieden, mit sich und der Welt. Man spührte es regelrecht. Sie sagte dann später, sie sei dankbar jetzt mich an ihrer Seite zu haben. Aber ich sollte dankbar sein, daß sie an meiner Seite ist. Dann kam das: Ich bin dankbarer. Ich bin noch viel dankbarer. Am Ende musste ich sie feshalten und kitzeln, damit sie nicht weiter machen konnte. Ja, ich musste. Ja! Der Mittwoch fing nicht so schön an. Ich bin früh los, Richtung Berlin. Wollte Ivie auch nicht wecken. Wir haben tiefgefrorene Finchen, ist sowas wie ein kleiner Kuchen, und einen habe ich heraus genommen zum auftauen. Eine dieser kleinen Kerzen drauf, natürlch nicht angezündet, und einen Zettel mit allen besten Grüßen und ... . Nun, kurz bevor ich fuhr wachte sich doch auf. War wohl doch zu laut. So konnten wir uns aber verabschieden. Ich sagte ihr, ich sei in Gedanken bei ihr und das war ich auch. Sie bestand die Prüfung und wir telefonierten eine zeitlang als ich auf dem Rückweg war. Natürlich mittels der Freisprechanlage, als wäre sie im Auto. Sie hatte Geburtstag, aber wir hatten "vereinbart" (Finger gekreuzt) nicht mitten in der Woche zu feiern sondern am Sonntag etwas umfangreicher. Es hätte also ein "ganz normaler Tag" werden sollen. Ein paar Telefongespräche, Glückwünsche für sie und .... nein, ich sage es nicht. Überraschungsparty? Nein, nein, nur ein Überraschungs-Kaffee-und-Kuchen. Ja, die Gäste brachten den Kuchen mit. So hatten wir es abgesprochen. Ivie wusste von nichts. Am Abend für alle Gegrillt, war schon nicht schlecht. Ivie etwas zuviel getrunken. Aber es war ihr Geburtstag, hin und wieder kann es mal vorkommen. Geschenke bekam sie natürlich auch. Ich sage nicht was, ich finde sowas ist persönlich, es sind ihre Geschenke und es ist für sie und niemanden sonst. Aber eins, weil sie mir dazu ja die Vorlage gab und ich es nicht unbeantwortet lassen konnte. Ein Katzenring. War nicht einfach, etwas passendes zu finden. Ein Juwelier half dabei und fragte herum. Er sollte nicht zu groß und plump sein sondern elegant. Und er fand einen, er zeigte mir die Bilder und sofort, ja, der ist es. Er hat den dann von einem Händlerkollegen bekommen und nun hat ihn Ivie. Es sieht wirklich gut aus. Nicht so pompös sondern wirklich filigran, sehr fein gearbeitet. Mit Diamanten und sieht richtig gut aus. Besonders an Ivie, ich wusste nicht ob er gut passen würde, evtl. müsste er noch angepasst werden aber sie trug ihn den ganzen Tag. Ein "Geschenk" bekam Ivie auch von jemanden, der zu feige ist sich wärend sowas im Land aufzuhalten. Der Gutschein: Wenn ich zu frech werden sollte, dürfte Ivie mich ... . Von wem? Von Jacky. Und dann ist Jaqueline auch noch frech zu mir. Die Anspielungen waren echt gemein, ausserdem hasste mich die blöde Straße. Ja, kennt das auch jemand oder ist es nur meine Dummheit. Man fährt hin und wieder eine Strecke, nicht täglich oder wöchentlich aber man sollte sie nach einer gewissen Zeit kennen. Und dann fährt man ständig an dieser blöden Straße, in die man einbiegen sollte, vorbei. "Gleich müssen wir rechts rein. .... Gleich müsste die Straße kommen. .... Hier müsste die ......", "Hätten wir da nicht rechts abbiegen müssen?", "Sch...., sch..... schon wieder!". Ja, lacht ihr nur, hat mein Engel auch. Aber es gab ja Navigationsgeräte, damals die, welche man per Saugnapf an die Scheibe klebte. Das Ding hatte wohl schlechten GPS-Empfang. War aber ein Namenhafter hersteller, es sollte doch wohl was taugen. Diesmal mit Navi, diesmal werde ich die Straße nicht verpassen. Ja, genau, kaum ist die Schnauze vom Auto an der Straße vorbei "Jetzt rechts abbiegen.", "Sch...teil, sch...teil, argh.", Wenigstens hatten alle was zu lachen. Ich fands nicht lustig. Diese blöde Straße, die hat sich immer vor mir versteckt. Was macht man, also ich, dann? Ich lasse meinen Engel fahren und lache dann die blöde Straße, vom Beifahrersitz aus, aus. Gelacht haben wir. "Die blöde Straße, die sieht man ja garnicht wenn man angefahren kommt.", mein Engel, die hat genauso geflucht. "Wenn ihr zu uns wollt, fahrt die Straße lang und dann müsst ihr rechts rein.", "Ich fahr da immer links rein.", "Du fährst ja auch immer dran vorbei und wendest dann.", "Wisst ihr eigentlich wie schön die Gegend da ist, wenn man die Straße weiter fährt? Solltet ihr auch mal machen.", "Die Leute, die da wohnen, fragen schon immer, ob du wieder zu besuch warst weil du da immer wendest.", "Sind das die, welche uns seit einiger Zeit immer freundlich zuwinken?", "Kann sein.". Mein Engel: "Nein, ich fahre nicht. Das mit der blöden Straße ist mit dir angefangen, deshalb musst du den Fluch brechen." Habe ich den Fluch gebrochen? Am Ende kannte ich jedes Schlagloch mit Namen, die Lebensgeschichte jedes Pflastersteines und die Farbpigmente der Straßenmarkierung grüßten mich jedesmal. Nein, habe ich nicht. Aber meistens habe ich die Straße dann doch "getroffen". "Dad, soll ich mir wieder die Ohren zuhalten wenn du fluchst weil du wieder daran vorbei gefahren bist?", "Nein, wir wollen heute nicht abbiegen, wir fahren weiter und sehen, was die netten Leute so machen wo wir immer wenden.", mein Engel: "Gute Taktik.". Achja, so alte Geschichten. Gestern war ein schöner Tag, heute zumindest nicht schlecht. Es müssen Entscheidungen getroffen werden. Von mir? Nein, von uns. Ivie meinte, es wäre meine Entscheidung. Aber sie ist Teil meines Lebens und wenn sie will, wird sie es auch bleiben. Es geht also auch um sie. Deshalb ist es nicht nur meine Entscheidung. Ja, ich rede über meinen Besuch in Berlin. Nein, ich wurde nicht gefeuert. Es ist aber noch nichts entschieden, ich lasse es erstmal aus. Ich werändere mich, oder bilde ich es mir nur ein? Ivie wird die Hausfrau eines "erfolgreichen" Mannes. So wollte ich es nicht. Aber irgendwie, es fühlt sich nicht schlecht an. Es kommt auf unsere Persönlichkeiten an, nicht auf unsere "Stellung", oder? Gestern war Ivies Tag und am Abend war sie leicht betrunken. Das sie einfach nur da war, es fühlte sich so gut an. Warum bleibt sie bei mir? Wegen mir? Am Dienstag, als wir ein schönes Paar waren, es war so ... es fühlte sich einfach nur gut an. Nicht weil sie es sagten, weil sie recht hatten. Jetzt liegt sie auf der Couch, aber es sind nicht ihre zarten Füße oder ihre schönen Beine oder der Rest, es sind ihre Augen, ihr Gesicht, ihr leises Lächeln was mich feselt. Wie sie mich ansieht, als ob sie wüsste, was ich gerade schreibe. Im Moment fühlt sich alles so friedlich und zufrieden an. "Besondere Menschen sehen mehr in dir, als es andere tun. Denn sie erkennen die Trauer in deinem Lächeln, die Liebe hinter deinem Zorn und sie verstehen nicht nur deine Worte, sondern auch dein Schweigen."