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21082025



Es ist Donnerstagabend und Ivie ist nicht zur Schule. Sie schwänzt? Nein, 
gestern war nicht nur ihr Geburtstag sondern auch ihre erste Prüfung. 
Natürlich hat sie bestanden, ich habe da nicht dran gezweifelt, aber sie. 
Ich habe es so oft gesagt: Sie ist nicht dumm. Aber sie wurde leicht nervös 
und das kann einem natürlich zu schaffen machen. Aber bleiben wir mal dabei 
und gehen zu Dienstagabend zurück. Ich hatte sie ja abgeholt und Zitat ihrer 
Fahrlehrerin: "Reste? Welche Reste?", alles weg. Ein Teil im Kühlschrank der 
Fahrschule ein anderer noch als Verpflegung für den Nachhauseweg. Wir hatten 
schon befürchtet, Ivie hätte zuviel gemacht und wir hätten das alles essen 
müssen. Aber so war es doch schön, wurde gut angenommen und alle haben sich 
gefreut. Besonders Ivie. Vielleicht ist jetzt auch klar, warum sie das machte. 
Wegen der Prüfung wäre sie am Donnerstag, also heute, nicht mehr in der Schule.
Also hatte sie am Dienstag was machen wollen, als Abschied und weil sie ja 
Geburtstag hat. Am Dienstag waren alle gut drauf. Ja, und etwas wurde gesagt: 
Sie würden uns vermissen, wir wären ein so schönes Paar. Man kennt ja den 
Ausspruch "über alle vier Backen strahlen", nun bei Ivie traf das wohl da zu.
Sie war zufrieden, mit sich und der Welt. Man spührte es regelrecht. Sie sagte 
dann später, sie sei dankbar jetzt mich an ihrer Seite zu haben. Aber ich sollte 
dankbar sein, daß sie an meiner Seite ist. Dann kam das: Ich bin dankbarer. Ich 
bin noch viel dankbarer. Am Ende musste ich sie feshalten und kitzeln, damit sie 
nicht weiter machen konnte. Ja, ich musste. Ja!

Der Mittwoch fing nicht so schön an. Ich bin früh los, Richtung Berlin. Wollte 
Ivie auch nicht wecken. Wir haben tiefgefrorene Finchen, ist sowas wie ein 
kleiner Kuchen, und einen habe ich heraus genommen zum auftauen. Eine dieser 
kleinen Kerzen drauf, natürlch nicht angezündet, und einen Zettel mit allen 
besten Grüßen und ... . Nun, kurz bevor ich fuhr wachte sich doch auf. War 
wohl doch zu laut. So konnten wir uns aber verabschieden. Ich sagte ihr, ich 
sei in Gedanken bei ihr und das war ich auch. Sie bestand die Prüfung und wir 
telefonierten eine zeitlang als ich auf dem Rückweg war. Natürlich mittels der 
Freisprechanlage, als wäre sie im Auto. Sie hatte Geburtstag, aber wir hatten 
"vereinbart" (Finger gekreuzt) nicht mitten in der Woche zu feiern sondern am 
Sonntag etwas umfangreicher. Es hätte also ein "ganz normaler Tag" werden sollen.
Ein paar Telefongespräche, Glückwünsche für sie und .... nein, ich sage es nicht.
Überraschungsparty? Nein, nein, nur ein Überraschungs-Kaffee-und-Kuchen. Ja, die 
Gäste brachten den Kuchen mit. So hatten wir es abgesprochen. Ivie wusste von 
nichts. Am Abend für alle Gegrillt, war schon nicht schlecht. Ivie etwas zuviel 
getrunken. Aber es war ihr Geburtstag, hin und wieder kann es mal vorkommen. 
Geschenke bekam sie natürlich auch. Ich sage nicht was, ich finde sowas ist 
persönlich, es sind ihre Geschenke und es ist für sie und niemanden sonst. Aber 
eins, weil sie mir dazu ja die Vorlage gab und ich es nicht unbeantwortet lassen 
konnte. Ein Katzenring. War nicht einfach, etwas passendes zu finden. Ein Juwelier 
half dabei und fragte herum. Er sollte nicht zu groß und plump sein sondern 
elegant. Und er fand einen, er zeigte mir die Bilder und sofort, ja, der ist es. 
Er hat den dann von einem Händlerkollegen bekommen und nun hat ihn Ivie. Es sieht 
wirklich gut aus. Nicht so pompös sondern wirklich filigran, sehr fein gearbeitet. 
Mit Diamanten und sieht richtig gut aus. Besonders an Ivie, ich wusste nicht ob 
er gut passen würde, evtl. müsste er noch angepasst werden aber sie trug ihn den 
ganzen Tag. 

Ein "Geschenk" bekam Ivie auch von jemanden, der zu feige ist sich wärend sowas 
im Land aufzuhalten. Der Gutschein: Wenn ich zu frech werden sollte, dürfte Ivie 
mich ... . Von wem? Von Jacky. Und dann ist Jaqueline auch noch frech zu mir. 
Die Anspielungen waren echt gemein, ausserdem hasste mich die blöde Straße. 

Ja, kennt das auch jemand oder ist es nur meine Dummheit. Man fährt hin und wieder 
eine Strecke, nicht täglich oder wöchentlich aber man sollte sie nach einer 
gewissen Zeit kennen. Und dann fährt man ständig an dieser blöden Straße, in die 
man einbiegen sollte, vorbei. "Gleich müssen wir rechts rein. .... Gleich müsste 
die Straße kommen. .... Hier müsste die ......", "Hätten wir da nicht rechts 
abbiegen müssen?", "Sch...., sch..... schon wieder!". Ja, lacht ihr nur, hat mein 
Engel auch. Aber es gab ja Navigationsgeräte, damals die, welche man per Saugnapf 
an die Scheibe klebte. Das Ding hatte wohl schlechten GPS-Empfang. War aber ein 
Namenhafter hersteller, es sollte doch wohl was taugen. Diesmal mit Navi, diesmal 
werde ich die Straße nicht verpassen. Ja, genau, kaum ist die Schnauze vom Auto 
an der Straße vorbei "Jetzt rechts abbiegen.", "Sch...teil, sch...teil, argh.", 
Wenigstens hatten alle was zu lachen. Ich fands nicht lustig. Diese blöde Straße, 
die hat sich immer vor mir versteckt. Was macht man, also ich, dann? Ich lasse 
meinen Engel fahren und lache dann die blöde Straße, vom Beifahrersitz aus, aus. 
Gelacht haben wir. "Die blöde Straße, die sieht man ja garnicht wenn man 
angefahren kommt.", mein Engel, die hat genauso geflucht. 
"Wenn ihr zu uns wollt, fahrt die Straße lang und dann müsst ihr rechts rein.",
"Ich fahr da immer links rein.", "Du fährst ja auch immer dran vorbei und wendest 
dann.", "Wisst ihr eigentlich wie schön die Gegend da ist, wenn man die Straße 
weiter fährt? Solltet ihr auch mal machen.", "Die Leute, die da wohnen, fragen 
schon immer, ob du wieder zu besuch warst weil du da immer wendest.", "Sind das 
die, welche uns seit einiger Zeit immer freundlich zuwinken?", "Kann sein.".
Mein Engel: "Nein, ich fahre nicht. Das mit der blöden Straße ist mit dir 
angefangen, deshalb musst du den Fluch brechen." 
Habe ich den Fluch gebrochen? Am Ende kannte ich jedes  Schlagloch mit Namen, die 
Lebensgeschichte jedes Pflastersteines und die Farbpigmente der Straßenmarkierung 
grüßten mich jedesmal. Nein, habe ich nicht. Aber meistens habe ich die Straße 
dann doch "getroffen". "Dad, soll ich mir wieder die Ohren zuhalten wenn du fluchst
weil du wieder daran vorbei gefahren bist?", "Nein, wir wollen heute nicht abbiegen, 
wir fahren weiter und sehen, was die netten Leute so machen wo wir immer wenden.", 
mein Engel: "Gute Taktik.".

Achja, so alte Geschichten.

Gestern war ein schöner Tag, heute zumindest nicht schlecht. 
Es müssen Entscheidungen getroffen werden. Von mir? Nein, von uns. Ivie meinte, es 
wäre meine Entscheidung. Aber sie ist Teil meines Lebens und wenn sie will, wird 
sie es auch bleiben. Es geht also auch um sie. Deshalb ist es nicht nur meine 
Entscheidung. Ja, ich rede über meinen Besuch in Berlin. Nein, ich wurde nicht 
gefeuert. Es ist aber noch nichts entschieden, ich lasse es erstmal aus.

Ich werändere mich, oder bilde ich es mir nur ein? Ivie wird die Hausfrau eines 
"erfolgreichen" Mannes. So wollte ich es nicht. Aber irgendwie, es fühlt sich 
nicht schlecht an. Es kommt auf unsere Persönlichkeiten an, nicht auf unsere 
"Stellung", oder? 

Gestern war Ivies Tag und am Abend war sie leicht betrunken. 
Das sie einfach nur da war, es fühlte sich so gut an. Warum bleibt sie bei mir? 
Wegen mir? Am Dienstag, als wir ein schönes Paar waren, es war so ... es fühlte 
sich einfach nur gut an. Nicht weil sie es sagten, weil sie recht hatten.

Jetzt liegt sie auf der Couch, aber es sind nicht ihre zarten Füße oder ihre 
schönen Beine oder der Rest, es sind ihre Augen, ihr Gesicht, ihr leises Lächeln 
was mich feselt. Wie sie mich ansieht, als ob sie wüsste, was ich gerade schreibe.

Im Moment fühlt sich alles so friedlich und zufrieden an.


"Besondere Menschen sehen mehr in dir, als es andere tun.
Denn sie erkennen die Trauer in deinem Lächeln, die Liebe hinter deinem Zorn und 
sie verstehen nicht nur deine Worte, sondern auch dein Schweigen."