Ivie hat den Führerschein, evtl. hätte ich es am Freitag nicht schreiben
sollen. Am Samstag war sie sehr in sich gezogen. Etwas stimmte nicht.
Auch wenn sie sagte es sei alles in Ordnung, ich spürte es, da war etwas.
Ich lies nicht locker und ja, da war etwas. Ihre Vergangenheit, sie sah
zurück, auf die Zeit wo sie nichtmal daran dachte einen Führerschein zu
machen und all das, was ihr Leben bestimmte. Sie fragte sich und dann auch
mich, ob das alles so richtig wäre, so wie es jetzt ist.
Ich weiß nicht ob es richtig ist aber ich sehe nichts weshalb es falsch sein
sollte.
Ivie hatte Tränen in den Augen, sie sieht sich jetzt und dann was sie die
ganze Zeit war, und sie weiß nicht so recht, wer davon sie ist, wie sie
wirklich ist.
Die Zeiten verändern sich, Menschen verändern sich so wie sich auch Ivie
verändert. Manche Veränderungen sind nicht gut, manche zeigen es erst mit
der Zeit und sehr wenige sind das Beste was einen passieren kann.
Wie fühlt sie sich denn? Was wünscht sie sich für ihre Zukunft?
Manchmal zweifelt man an sich, manchmal macht man sich so viele Gedanken,
dabei ist die Antwort, zumindest manchmal, so einfach.
Ich schrieb es schonmal, ich möchte kein "Dienstmädchen" oder jemanden der
auf mich aufsieht. Ich möchte kein Machtgefälle in einer Beziehung. Ivie ist
nicht mehr, was sie noch vor einem Jahr war, genauso wenig wie ich das bin,
was ich vor einem Jahr war. Wenn sie Zugriff auf Konten hat und ihre eigene
Kreditkare bekommt, dann weil ich es auch habe. Kaufe ich sie dadurch? Ich
hoffe nicht, so ist es von mir auch nicht gedacht. Ich möchte eben nicht,
daß sie wegen jedem bischen von mir abhängig ist und ich sie dadurch unter
Kontrolle habe. Sie wird sicher nicht das Geld aus dem Fenster werfen oder
mit dem Geld abhauen, wäre dann ja auch dumm, da ist schliesslich ja noch
viel mehr. Aber wenn sie sich etwas kaufen will dann kann sie das, ohne erst
mich um Erlaubnis zu fragen.
Ich weiß, daß es für Ivie nicht leicht ist, die ganzen Veränderungen ganz
besonders in ihrem Leben. Kein Wunder, daß sie sich wie jemand anderes, wie
eine Fremde, fühlt.
Also machten wir den Samstag zu "Ivies Tag", und was wünschte sie sich für
den Tag? Nicht alleine sein.
Das war sie nicht, wir zwei haben es uns gemütlich gemacht und ich habe sie
ein bischen verwöhnt. Am Nachmittag kam die "Familie" zusammen, Zoe und die
Freundin von meinem Engel, oder jetzt Ivies Freundin, und ihr Mann und ihre
ehemalige Mitbewohnerin. Sie wussten schon, wie man sie aufmuntert, aber
warum war ich schuld?
Es ging ungefähr so: Ich bin ein Mann und dafür verantwortlich, daß es Ivie
gut geht. OK, gebe ich recht, ich trage Verantwortung dafür. Zudem solle ich
sie nicht so sehr unter Druck setzen. Auch OK, stimmt auch.
Aber ich hatte eine gute Verteidigerin: Ivie. Ich würde mir viel Mühe geben
und ich hätte auch sofort gemerkt, daß etwas mit ihr nicht stimmt und sofort
versucht es zu ändern. Mehr könne sie sich doch garnicht wünschen. Ich hatte
eine gute Verteidigerin, oder?
Ivies Freundin, die Freundin meines Engels, meinte dann nur, daß ich diesmal
Glück gehabt hätte und sie mich trotzdem hasst. Ivie wollte dann wissen, was
das solle. Ich: "Sag du es ihr.", "Sie ist deine Freundin, sie Aufzuklären
ist deine Aufgabe.", "Ich dachte ihr zwei seid jetzt befreundet?", "Ja, du
hast recht. Du hast ja echt ne Glückssträhne.", "Yay, Schachmatt.", "Ich
hasse dich trotzdem.", ihr Mann konnte nicht mehr vor lachen.
Hatte ich die Geschichte schon geschrieben, wegen dem "sie hasst mich"-
Running-Gag?
Mal kurz: Wenn mein Engel mit ihrer Freundin los ging, die wollten ja auch
mal Zeit ohne mich verbringen und mein Engel kümmerte sich immer um unsere
kleine Tochter, sie brauchte auch mal Abwechslung, sagte mein Engel zum
Abschied, daß sie mich liebt. Ich antwortet dann natürlich auch damit, daß
ich sie liebe. Manchmal, daß wir sie lieben, wenn die kleine dabei war.
Irgendwann meinte die Freundin dann: "Ja und ich hasse dich.". Mein Engel:
"Wieso hasst du ihn denn?", "Ich muß doch keinen Grund haben um ihn zu hassen.",
"Eigentlich schon.", "Egal, du liebst ihn und ich hasse ihn einfach so. So ist
alles abgedeckt."
Seitdem kommt immer mal wieder dieses "Ich hasse dich." von ihr, nur damit es
niemand vergisst.
Ivie ging es dann auch wieder besser und der Samstag war mal wieder
"erfrischend".
Am Sonntag sind wir nicht zum Training, wir haben es "verschoben". Ich schrieb
ja, wir sind da nicht so verbissen. Mittagessen gab es auch erst später.
Wir waren einfach unterwegs, sind zum Steinhuder Meer gefahren. Oder besser,
Ivie ist gefahren.
Steinhuder Meer
Sie hat ihren Karten-Führerschein direkt bekommen, daß wollten wir dann
natürlich nutzen. Wir sind dann spontan losgefahren, also sie fuhr los und
ich durfte mit.
Navigationsgeräte, was sage ich immer? Traue niemandem, nichtmal dir selbst.
Ivie fährt, ich wirklich ganz entspannt auf dem Beifahrersitz, sie fuhr
wirklich gut, das Navi: "In 100 Metern rechts abbiegen.", Ivie bereitet sich
vor, "Rechts abbiegen.", Ivie setzt den Blinker und wird langsamer, wird noch
langsamer, Ivie: "Wo soll ich denn hier abbiegen? Da ist nichts.", ich: "Fahr
erstmal weiter, evtl. hat sich das Navi bei den Koordinaten verschluckt.",
"Kann man sich denn nicht darauf verlassen?", "Verlasse dich niemals auf eine
Maschine, sonst landen wir noch direkt im See.".
Hatte ich früher auch, war glaube ich eine Schnellstraße, keine Autobahn.
Navi sagt in so und so viel Meter links abbiegen. Schnellstraße, abbiegen? Ok.
Dann kam: Jetzt links abbiegen, "Du blödes Ding, da ist ne Wiese mit Kühen,
wo soll ich denn hier abbiegen!", ach kommt, als ob ihr nicht mit euren Geräten,
Autos und Co reden würdet. Aber wirklich schlimm: "Bitte wenden....bitte wenden.",
"Du kannst mich mal."
Obwohl früher mit den guten alten Karten wars auch nicht besser. Ich war alleine
unterwegs und suchte eine Firma. "Die muß doch hier sein, wo ist die denn?", ich
bin hin und her gefahren, immer wieder auf die Karte geschaut, die muß doch hier
sein. Dann in eine kleine Seitenstraße, die hatte ich noch nicht, also ... .
Da ist sie ja. Bin bestimmt dreimal daran vorbeigefahren und habe es nicht
gesehen. Ja, ich bin dumm.
Steinhuder Meer, es war zu kalt. Obwohl die Sonne immer wieder heraus kam aber
es war kalt. Zum Spazieren gehen usw. ging es aber. Fisch essen, frisch aus dem
Meer, hieß es.
Es ging ja auch eher darum, daß Ivie fährt und ein paar Kilometer ansammelt.
Aber psst, sagt es ihr nicht.
Leider immer wieder diese Typen in ihrem "dicken Kisten", welche entweder krank
im Kopf sind oder echt Ego-Probleme haben. Auf der Autobahn, ich zu Ivie: "Halt
mal lieber etwas mehr Abstand zu den beiden da vorne.", "Warum? Wir sind doch
rechts und die links.", "Ein dicker Audi und ein BMW, beide agressiv und dicht
auffahrend, zwei Dumme mit aufgeblasenem Ego treffen aufeinander. Das geht selten
gut. Besser Abstand zu solchen Leuten halten sonst hängen wir in einem möglichen
Unfall mit drinn."
Was soll ich sagen, Roadrage vom feinsten, Kindergarten ist dagegen nichts.
Sonntagsfahrer, welche ihre Minderwertigkeitskomplexe ausleben. Haben einen
anderen sogar weg gedrängt um rechts überholen zu können incl. wohl einem Rennen.
Ivie: "Woher wusstest du, daß die sowas dummes machen?", "Erfahrung.", "Deshalb
hast du immer so viel Abstand gehalten wenn du fährst, sowas bringen die einem
in der Fahrschuhle nicht bei.".
Ja, dieser "siebte Sinn" ist wohl wirklich Erfahrung. Autotypen + Fahrweise =
Idioten welche etwas dummes tun werden.
Der Straßenverkehr, ein Abbild der Gesellschaft und des sozialen Miteinanders,
es steht wirklich schlimm um die menschliche Gesellschaft. Jaja, schuld sind
aber immer die anderen.
Ein schönes Wochenende.
Aber eines, Weihnachten kommt. Kaum zu glauben das die Zeit schon wieder um
ist. Letztes Jahr war es eine sehr schlimme Zeit für mich. Ich glaube Ivie
verheimlicht mir etwas, was bei ihr in solchen Zeiten "los war". Sie möchte
nicht darüber sprechen, aber so wie sie es gesagt hat, da ist etwas. Wenn
sie mir vertrauen würde, würde sie es sagen, oder? Oder es ist etwas, was
für sie selbst sehr belastend ist und sie möchte nicht darüber reden.
Sie weiß, was bei mir los war, noch durchgeknallter als bei mir kann es ja
kaum gehen.
Mir ist klar, daß es für sie sicher nie leicht war, gerade an solchen Tagen
wo es um Familie usw geht. Zu sehen, wie andere Feiern während man selbst
keine Lust zum Feiern hat. Wie schwer muß es für sie gewesen sein, nie eine
Familie, keine Eltern, immer alleine und dann solche "Feiertage".
Deshalb kam das Thema auf, ich habe nie was großes zu Weihnachten gemacht
und selbst mit meinen Engeln zusammen war immer nur etwas Weihnachtsschmuck
schon das größte der Gefühle. Einen Baum hatten wir einmal, wegen unserer
Tochter. Die war aber garnicht begeistert, wir hätten einen Baum gefällt
nur damit er ein paar Tage bei uns steht, sie dachte wir würden uns um die
Natür kümmern. Ja, shit, das eigene Kind zeigt einem, was nicht sein müsste.
Mein Engel lachte erst, weil unsere Tochter das wirklich ernst und vorwurfsvoll
brachte aber sie sagte dann auch, wir brauchen keinen Baum, Weihnachten ist
mehr als ein Baum.
Doch diesmal hat "jemand" vorgeschlagen das Haus mit Lichtern zu schmücken.
Die Nachbarn werden denken, ich hätte irgendwas genommen aber ich denke ... .
Na was wohl, "jemand" sollte ein richtig altmodisches, und mit allem drum
und dran, Weihnachtsfest haben.
Vielleicht macht es mir sogar Spaß.
Habe schon wieder viel zu viel geschrieben.